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Warum hat die Psychiatrie so einen schlechten Ruf?
#1
Eine Frage, unter der ich selbst sehr leiden musste!

Zugegeben, als ich meinen Bruder in den 80ern vollgeknallt mit Haldol in der Psychiatrie besuchte, hat das bei mir zunächst auch eine Angststörung ausgelöst. Hinter der allgemeinen Verdrängung seelischer Probleme steckt aber eine andere Angst. Wer sich mit der Seele befasst, wird irgendwann unweigerlich mit den eigen Schattenseiten (dem Teufel in sich selbst) konfrontiert. Und vor dem haben traditionell alle Angst. Die Angst vor dem eigenen Bösen gilt es aber zu überwinden, sonst bleibt man auf immer und ewig seelisch Krank. Mittlerweile dürfen sich schon fast diejenigen glücklich schätzen, bei denen eine handfeste psychiatrische Krankheit diagnostiziert wird und in den Genuss einer professionellen Behandlung gelangen. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich aber sagen, dass wir die Lösung dieses Problems nicht einer einzelnen Fachdisziplin überlassen können. Hier ist Zusammenarbeit aller Disziplinen auf höchstem Niveau gefragt! Psychiatrie und Psychologie spielen in unserer modernen Zeit hier eine zentrale Rolle, aber alle anderen Fachdisziplinen sind dazu aufgerufen, hier tatkräftig mitzuwirken. Denn - Seelische Probleme gehen uns alle an! Vielleicht sind diejenigen, die sich für psychisch unverletzbar halten, am Ende sogar die am schwersten Betroffenen. Das Stelle ich hier einfach mal als Frage in die Runde?  Wenn ich eine neue psychiatrische Diagnose erfinden müsste, wäre es die Diskriminierung anderer Menschen! Ich frage mich welche massive Störung dem zu Grunde liegt!
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Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren zählt. (A.E. Stevenson)
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#2
Bei psychiatrischen Erkrankungen wird in meinen Augen immer noch viel zu sehr auf die Genetik geschaut. Ein schreckliches Erbe aus der Nazizeit. Ich kenne die Krankengeschichte meines Bruders Thomas seit ich denken kann und weiß genau, dass nicht die Gene das Problem darstellen, sondern das Umfeld, dass seine extrem langsame Art nicht akzeptieren konnte. So wurde ein sensibler und hochbegabter Musiker schwer Krank gemacht. Heute lebt er mit einer kaputten Niere, dialysepflichtig in einem Pflegeheim. Als stoischer Rosenkreuzer trägt er sein Schicksal mit einer erstaunlichen Fassung.

Ich selbst kann mit meiner Veranlagung auch gut leben. Krank geworden bin ich vor allem, weil ich an meinem Mitleid gescheitert bin. Es war für mich ein langer und sehr schwieriger Prozess, mein Mitleid in ein angemessenes Mitgefühl zu verwandeln.

Mir graut schon davor, wenn Menschen auf die Idee kommen sollten, vermeintliche Störungen am Genom zu behandeln, wo gar nicht klar ist, ob die eigentliche Störung erst viel später entstanden ist.

Für mich ist die individuelle Vielfallt ein hohes Ideal. Bei dem Gedanken an eine allgemeine Gleichmacherei packt mich tiefstes Entsetzten und das Grauen!

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Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren zählt. (A.E. Stevenson)
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#3
Matthias, 

bei psychischer Erkrankung kann ich mitreden. Ich bin durch die Lebensumstände psychisch krank geworden (u.a. Mobbing).
Und diese psychische Krankheit kann immer wieder auftreten.
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#4
(05.05.2023, 08:27)manden schrieb: Matthias, 

bei psychischer Erkrankung kann ich mitreden. Ich bin durch die Lebensumstände psychisch krank geworden (u.a. Mobbing).
Und diese psychische Krankheit kann immer wieder auftreten.

Möchtest Du uns Deine Erfahrungen mitteilen, oder lieber noch für Dich behalten?
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Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren zählt. (A.E. Stevenson)
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#5
Ich bin mit ca. 40 manisch-depressiv erkrankt. Das ist bis jetzt unheilbar.
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#6
Bei mir wurde auch eine Bipolare Störung diagnostiziert. Dazu kommt, dass ich immer noch etwas unter einer schweren Legasthenie zu leiden habe. 1984 war ich mit meinem Vater unterwegs zu einer Reise nach Marokko. Auf dem Weg zum Flughafen ist uns auf der Autobahn ein entgegenkommender BMW  frontal in uns reingefahren. Mein Vater ist vermutlich noch am Unfallort verstorben, ich selber habe den Unfall  schwer verletzt überlebt. Was damals leider nicht erkannt wurde, war ein  Schädelhirntrauma, was bei mir eine schwere Amnesie ausgelöst hat. Später habe ich auch ein schweres Posttraumatisches Belastungssyndrom entwickelt. Außerdem haben die ganzen Umstände noch eine schwere Angststörung bei mir hervorgerufen, weshalb ich in angespannten Situationen immer noch etwas menschenscheu reagiere. Grundsätzlich bin ich aber wieder soweit hergestellt, dass ich mich meinen Mitmenschen wieder mit Liebe zuwenden kann. 

Meine langjährigen Therapieerfahrungen haben mich nun gelehrt, dass sich die Störungen sehr wohl behandeln lassen. Was übrig bleibt ist die besondere Veranlagung. 

Eine Bipolare Veranlagung zu haben ist für einen selber, genauso wie für das soziale Umfeld eine große Herausforderung. 
Wird die Herausforderung aber angenommen ist sie auch eine große Chance und ein wirkliches Geschenk.
Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren zählt. (A.E. Stevenson)
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#7
Ja, eine bipolare Störung kann ein grosses Problem sein. Bei der manischen Seite kann man die Wirklichkeit verlieren, und die depressive Seite ist einfach furchtbar.
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#8
(06.05.2023, 08:25)manden schrieb: Ja, eine bipolare Störung kann ein grosses Problem sein. Bei der manischen Seite kann man die Wirklichkeit verlieren, und die depressive Seite ist einfach furchtbar.

Lieber Manden,

etwas verspätet, dafür umso mehr von Herzen, möchte ich Dich an dieser Stelle, quasi von Maniker zu Maniker hier im Forum willkommen heißen.

Vielleicht können wir diesen Thread ja nutzen, um uns ein wenig über unsere Erfahrung mit dieser Störung auszutauschen!?

Da die Offenlegung Psychischer Erkrankungen noch für viele ein großes Problem darstellt und insgesamt die bestehenden Vorurteile innerhalb der Allgemeinbevölkerung die Heilungschancen noch immer extrem behindern, könnte ich mir vorstellen, dass ein öffentlicher Erfahrungsaustausch für einige Mitleser von Interesse sein könnte.

Mich würde von Dir zum Beispiel interessieren, wie die Störung bei Dir bisher behandelt wurde und ob Du noch in Behandlung bist?

Im Namen der übrigen Forenteilnehmer hätte ich auch noch eine Bitte an Dich. Mir ist aufgefallen, dass Du Gedankengänge, die eigentlich zu einem Thema gehören, hier auf viele Einzelthemen verteilst. Ich vermute mal, dass wurde Dir in Deinem Leben bereits schon von anderer Seite zugetragen. Mit Gedankensprüngen haben Maniker keine Probleme, deshalb kann ich selber Dir auch sehr gut folgen. Von Nicht-Manikern, gewissermaßen also den Durchschnittsmenschen weiß ich aber, dass Sie Gedankensprünge als extrem Belastend empfinden. Ich selber muss mich da auch immer ein wenig am Riemen reißen. Vielleicht kannst Du ja meine Bitte als freundschaftlichen Rat annehmen und in Zukunft ein wenig darauf achten.

Es grüßt Dich Matthias
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Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren zählt. (A.E. Stevenson)
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#9
Lieber Matthias, 

ich bin durch meine psychische Erkrankung mit ca. 40 aus meinem bisherigen Leben gerissen worden.
Dafür mitverantwortlich war das Mobbing seitens meiner EDV-Firma.
Ich musste etliche Male in die Psychiatrie und man hat mich frühverrentet.
Ich bin seither ständig in psychiatrischer Behandlung (etliche Tabletten) und derzeit alle 3 Monate einen Termin.
Der grosse Vorteil meiner Erkrankung war, dass ich mich auf die Suche nach der Wahrheit über GOTT begab,
und sie nach vielen Jahren auch fand.

LG  Manfred
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