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Mein Weg zur Selbsterkenntnis
#94
Heute möchte ich mal eine kühne Behauptung wagen.

Wer mich schon länger kennt, weiß, dass ich in diesem Leben nicht das erste mal Mensch geworden bin, sie wissen aber auch, dass es mit meinen Überlebenschancen nicht gerade gut bestellt war. Meistens waren die Umweltbedingungen so brutal, dass ich mich schon bald wieder in ein Schattendasein zurückziehen musste. Oft kam ich mir da wie ein kleiner Maulwurf vor, der einen langen Tunnel gräbt, sein Köpfchen aus dem Boden streckt und sich an dem Sonnenlicht erfreut, um im nächsten Moment gleich wieder von einer Dampfwalze überrollt zu werden. Ich gleiche aber auch einem kleinem Grassamen, über den man eine Autobahn gebaut hat. Und wer die Kraft des Grases kennt, weiß, dass auch der stärkste Beton ihn nicht vom wachsen abhalten kann.

Um in dieser unserer Welt überleben zu können musste ich auch ein schlauer Fuchs werden. Das meint wohl Jesus, wenn er von der klugen Schlange spricht. Ich kann von mir behaupten, dass ich in meinem ganzen Leben mich nie wirklich geprügelt habe. Auf der seelischen und geistigen Ebene musste ich meine Friedfertigkeit aber noch mühsam erlernen. Denn auch wenn ich grundsätzlich friedfertig bin, zum Opferlamm tauge ich nicht und wenn ich mein Leben bedroht sehe, stehe ich auch nach wie vor zum Kampf bereit. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem Religionslehrer Dr. Gussmann bedanken, der mir in meinem Beratungsgespräch zur Kriegsdienstverweigerung gesagt hat, ich solle ruhig erst zur Bundeswehr gehen. Zwar hat mich der Gewissenskonflikt während meiner Dienstzeit schier um den 'Verstand gebracht, von der Spezialausbildung bei der Bundeswehr profitiere ich aber noch heute. Und ich teile die Überzeugung der guten Krieger, dass nur derjenige einen Kampf wirklich vermeiden kann, der auch gelernt hat zu kämpfen. So bin ich zwar heute ein Bürger dieses Landes, der den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert hat und sich für Friedens- und Konfliktforschung stark macht. Als Feind des Militärs sehe ich mich aber nicht. Im Gegenteil fühle ich mich den Menschen, die unsere Sicherheit garantieren, immer noch tief verbunden. Und das habe ich durch den Verlust meines Vaters gelernt, Paradiese auf Erden zu schaffen, macht erst dann wirklich Sinn, wenn gewährleistet ist, dass nicht irgendwelche Halunken wieder alles in Schutt und Asche legen. Deshalb habe ich mich solange nur um die Sicherheit bemüht und ich hoffe, dass mich jetzt auch Juliane in diesem Punkt versteht.

Mittlerweile habe ich aber wieder den vollen Überblick und auch wenn auf der Erde noch immer viele Kriege toben, sehe ich mein überleben nun nicht mehr in Gefahr, sodass ich mich nun wieder ganz der Krankenheilung widmen kann. In der Psychiatrie sehe ich da vor allem noch viel Arbeit im Bereich der Psychotraumatologie, wobei es hier in erster Linie um Heilung sowohl der Opfer als auch der Täter geht, dann aber auch um eine schrittweise Sensibilisierung der Gesellschaft, die dieses Thema immer noch zu gerne zu einem Tabu deklarieren möchte. Und in der Neurologie werde ich meinen eigentlichen Job in der Forschung und vor allem der Lehre wieder aufnehmen. Damit hätte ich meinen ersten Schwur erfüllt, mich nicht von der Uni verdrängen zu lassen.

Aber auch das mache ich nur meinen Eltern zu liebe, denn von meinem Hauptziel Lehrer zu werden weiche ich nicht mehr ab und ich bin gespannt, wie lange ich für diese Ausbildung noch brauchen werde. Die Anforderungen eines Rudolph Steiners sind hier schon ziemlich gewaltig, mit meiner Forderung, niemand mehr rausschmeißen zu müssen, habe ich in meiner unbekümmerten Naivität die Messlatte aber nochmal um einiges nach oben verschoben. Aber ich stehe noch heute zu dieser Forderung. Menschen aus der Gemeinschaft einfach auszuschließen war Mittelalter, heute Leben wir im Zeitalter der Inklusion, wo jeder und zwar ohne Ausnahme nicht nur seine Daseinsberechtigung hat, sondern auch die Bedingungen erwarten darf, die es ihm ermöglichen sein eigenes Menschsein zur freien Entfaltung zu bringen. Und das ist auf dieser Erde noch ein ziemlich dickes Brett, das noch zu Bohren wäre. Ich bin dabei und jeder der mitmachen will, ist herzlich dazu eingeladen.

Ganz nebenbei habe ich mich dann doch auch wieder selbst erkannt und bin nun gespannt, ob es Menschen geben wird, die auch mich erkennen werden. Finde ich aber mittlerweile eher nebensächlich.

Das Leben bleibt für mich anstrengend und stressig, aber ich empfinde es wieder als Eustress und habe nun auch gut gelernt, wie man Stress auch wieder abbauen kann.

Was mir in Zukunft noch wichtiger als die Liebe ist, ist die Fähigkeit zu vertrauen!

Meinem Gott vertraue ich wieder und ich weiß, dass er auch mir vertraut. Wir haben uns zwar mal ziemlich gezofft, aber auch direkt wieder versöhnt. Nun sind wir echt ein ziemlich starkes Team.

Auch unter den Menschen finde ich immer mehr Kreise, denen ich voll vertrauen kann. Ich werde sie mal zählen. Wenn ich bei sieben angelangt bin, wird es olympisch und dann sind wir schon ziemlich gut.

Dann singe ich gerne wieder die Hymne: Freude schöner Götterfunken ..., aber das dauert wohl noch ein Bisschen, bis mir diese Melodie wieder voll in den Ohren klingt.

LG Matthias
[Bild: aegypten_smilies_0014.gif]
Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren zählt. (A.E. Stevenson)
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Mein Weg zur Selbsterkenntnis - von Matthias - 16.09.2018, 22:23
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Schwüre - von Matthias - 29.09.2018, 04:30
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